Malta 2002 - Eigentlich waren es 3

Interview mit MRV-Vereinsarzt Dr. Ulrich Kau.

Bei den Ruder-Weltmeisterschaften in Sevilla waren neben Ruderer Ingo Euler und „Inkognito-Trainerfotograf-privatier“ Diethelm Marath noch ein MRV-Mitglied aktiv. Trainingsarzt Dr.Ulrich Kaubegleitete als Arzt in Diensten des DRV den Deutschland Achter.

MRV Echo: Uli, Du warst in den letzten 2 August Wochen mit der
Nationalmannschaft des Deutschen Ruderverbandes Bereich Männer Riemen im Höhentrainingslager in Österreich an der Kröhnbeintalsperre als sportmedizinischer Betreuer. Wie waren Deine Eindrücke?

Dr. Kau: Insgesamt sehr positiv, wenn auch sehr arbeitsintensiv. Positiv vor allem wegen der guten Stimmung und der kameradschaftlichen Atmosphäre sowohl mit den Sportlern, wie auch mit den anderen Betreuern. Arbeitsintensiv, da wir leider einige Krankheitsfälle zu beklagen hatten, wie auch die allgemeinen Tätigkeiten die als Arzt auf einen zukommen. Für mich angenehm war auch die Ruhe in der Bergwelt, wobei das Wetter, nach dem Orkan am Anfang des Trainingslagers, sich von seiner angenehmen Seite zeigte.

MRV Echo: Was sind das für Tätigkeiten die auf einem Arzt zukommen?

Dr. Kau: Zunächst natürlich die ständige Präsenz, besonders während der Trainingseinheiten, in der die Diagnostik (natürlich eher nach der althergebrachten 5 Sinne Medizin) und die Behandlung durchgeführt wird. Erkrankte Sportler werden mehrmals am Tag besucht und behandelt. Als nächstes die Zusammenarbeit mit dem Leistungsdiagnostiker, hier stehen die morgendliche Blutentnahme, sowie Lactatmessungen und Auswertungen auf dem Programm. Weiterhin die Zusammenarbeit mit den Physiotherapeuten und die gemeinsame Behandlung der Sportler während der abendlichen Massagen, und natürlich die ständige Information und Absprache mit dem Bundestrainer. Insgesamt wird es einem nicht langweilig.

MRV Echo: Du hast bereits die gute Stimmung angesprochen, ist das mitunter auch entscheidend für die guten Ergebnisse des Vierer ohnes und des Deutschlandachters in diesem Jahr?

Dr. Kau: Das gesamte Team, gerade der Deutschlandachter, besteht noch aus sehr jungen Athleten (Anfang 20) bei denen der Zusammenhalt sehr ausgeprägt ist. Wenn man sich vorstellt, die Sportler waren vier Wochen lang im Höhentrainingslager mit täglich 3 Trainingseinheiten. Viele sind da an ih-ren Grenzen angelangt. Dies alles wird aber zusammen bewältigt, diese Einheit spürt man auch in den Booten was für mich auf jeden Fall ein Stück für den Erfolg verantwortlich ist.

MRV Echo: Wie beurteilst Du das Höhentraining, hier gibt es ja verschiedene Meinungen?

Dr. Kau: Sicherlich, gerade der Männer Riemenbereich hat seit einigen Jahren kein Höhentraining mehr durchgeführt. Medizinisch ist der Benefit des Höhentrainings nicht eindeutig geklärt, so soll es auch Sportler geben denen es überhaupt nicht nützt. Ich denke jedoch, das die „dünne Luft“ in der Höhe auf jeden Fall Veränderungen im Blut mit sich führen, was zu einer Leistungssteigerung nach Rückkunft ins Flachland führt. Hier muss jedoch eine Mindestzeit des Aufenthaltes, sowie mehrere Höhentrainingslager über das Jahr garantiert werden. In diesem Lager haben wir eine Menge Daten gesammelt, die natürlich jetzt mit den Daten zu Hause verglichen werden.

MRV Echo: Vielen Dank für das Interview Uli.

Ulrich Kau / Axel Lang